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© Bernd Franzen 2001-06

  Ziegenhof Stumpf

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Die Nahrungswahl einer frei gehüteten Ziegenherde im Naturschutzgebiet Wahner Heide bei Köln
  
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2. Unser Betrieb

Es begann 1993 mit der Anschaffung der ersten beiden Ziegen, untergebracht im kleinen Fachwerk-Resthof mit etwa 1,5 ha Wiese in Rösrath-Großbliersbach, den wir 1991 erworben hatten. Aus zwei wurden sechs, die ersten Bocklämmer mußten geschlachtet werden, ein Zuchtbock wurde angeschafft.

Panzer
Panzer in der Wahner Heide
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In der Wahner Heide, einem Naturschutzgebiet und Truppenübungsplatz östlich von Köln (vgl. INTERKOMMUNALER ARBEITSKREIS WAHNER HEIDE 1989), begannen nach Erstellung eines Biotopmanagementplanes, an dem der Autor selbst mitgewirkt hatte (LANDESANSTALT FÜR ÖKOLOGIE, LANDSCHAFTSENTWICKLUNG UND FORSTPLANUNG 1993), 1994 die ersten Landschaftspflegemaßnahmen mit einer Schaf- und Ziegenherde. Dieses erste, aus Landes- und Kreismitteln finanzierte Projekt scheiterte 1996 aus tierschutzrechtlichen Gründen.

Fortan finanzierte der Flughafen Köln/Bonn als Ausgleich und Ersatz für Ausbaumaßnahmen (der Flughafen liegt im Zentrum der Heide) verschiedene Pflege- und Entwicklungsprojekte in der Wahner Heide, und es bot sich die Möglichkeit, mit einer eigenen Ziegenherde (in Kombination mit einer Rinderherde) aktiv in die Landschaftspflege einzusteigen.

Das Projekt begann 1997, zunächst für drei Jahre auf einer Probefläche von 50 ha im sogenannten "Geisterbusch", dem größten offenen Heideareal innerhalb des NSG Wahner Heide. Der Beweidungserfolg wurde anhand von Vegetations-Dauerquadraten vom Ökologischen Planungsbüro "Drosera" überprüft. Nach erfolgreichem Abschluß der Probebeweidung (FERBER 1999) wurde die Landschaftspflege mit Rindern und Ziegen fortgeführt, nunmehr auf stark erweiterter Fläche (bis 2002 insgesamt ca. 130 ha). Auch Bereiche außerhalb der Fläche "Geisterbusch" werden inzwischen mit der Ziegenherde bewirtschaftet.

Geisterbusch
Blick auf den Geisterbusch
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Dabei besteht der Sinn einer kombinierten Ziegen- und Rinderbeweidung - in zwei getrennt gehüteten Herden - in der sehr unterschiedlichen Nahrungsselektion dieser beiden Tierarten. Während die Rinder für die niedrige Vegetation am Boden - Gras, niedrige Kräuter, Heidekraut - "zuständig" sind, bevorzugen die Ziegen Blätter und junge Triebe von Büschen und Bäumen. Diese Eigenschaft ist im Geisterbusch besonders von Bedeutung, da große Flächen einer starken Gehölzsukzession unterliegen und sich ohne entsprechende Pflege/Bewirtschaftung innerhalb weniger Jahre zu Wald entwickeln würden.

Dies ist jedoch naturschutzfachlich (und auch landschaftsästhetisch) nicht erwünscht, da die offenen Areale innerhalb der Wahner Heide einer außerordentlich gefährdeten Tier- und Pflanzenwelt Lebensraum bieten (INTERKOMMUNALER ARBEITSKREIS WAHNER HEIDE 1989). Beispielsweise brüten in der Wahner Heide etwa 5 % des bundesweiten und 20 % des nordrhein-westfälischen Bestandes des Schwarzkehlchens (STUMPF 1994). Für diese Art stellt der Geisterbusch das Zentrum der Brutvorkommen dar. Vegetationskundlich gesehen gilt die Sandginster-Heide landesweit als gefährdet, in der Niederrheinischen Bucht sogar als stark gefährdet und grundsätzlich als abhängig von Schutz- und Pflegemaßnahmen (VERBÜCHELN et al. 1995).

Da weder meine Frau noch ich Erfahrung im Hüten von Schafen oder Ziegen hatten, stellten wir von Anfang an einen ausgebildeten Schäfer in Vollzeitbeschäftigung ein. Seit 2001 führen wir den Betrieb alleine.

1997 wurde die Probebeweidung mit 25 Mutterziegen plus Nachwuchs begonnen. Schnell wurde jedoch deutlich, daß wir die notwendige Zahl stark unterschätzt hatten, und so wurde bereits im ersten laufenden Jahr die Herde durch Zukauf um weitere 20 Mutterziegen aufgestockt. Auch im Jahr 1998 wurden 30 neue Ziegen angeschafft, schließlich im Jahre 2000 weitere 60 Tiere. Die Ziegen kamen zum Teil aus einem Milchziegenbetrieb (Menzer, Lohmar, hier wurden Tiere mit geringer Milchleistung ausgewählt), zum größeren Teil jedoch aus einer Landschaftspflegeherde bei Quakenbrück (Niedersachsen, Betrieb Graedener), wo sie in einer Herde Weißer Gehörnter Heidschnucken in der Pflege von Mooren eingesetzt waren. In geringerem Umfang wurden in weiteren Betrieben Ziegen gekauft.

Seit 2001 werden alle Abgänge und Aufstockungen der Herde vollständig aus der eigenen Nachzucht rekrutiert. Die Herde hat heute eine Größe von rund 300 Kopf. Begannen wir 1997 noch im selbst gebauten Holz-Unterstand (2000 erweitert), so konnten wir im Dezember 2000 eine von uns konzipierte und vom Flughafen Köln/Bonn erbaute neue Stallanlage beziehen, die aus etwa 250 qm Stall und 300 qm Scheune besteht. Von hier aus beginnt jeder Hütetag - es sind nur etwa 100 m bis ins Hütegelände - und hier verbringt die Herde meist auch die Nacht. Nur wenn auf weiter entfernt liegenden Pflegeflächen gehütet wird, verbleibt die Herde dort über Nacht in Netzen.

Inzwischen wurden weitere Pflegeprojekte außerhalb der Wahner Heide begonnen. Neben der Landschaftspflege produziert unser Betrieb Ziegenfleisch und Ziegenfleischprodukte (Wurst, Schinken) sowie Felle und diverse Schlacht-Nebenprodukte (z.B. Hörner, Innereien). Die Tiere werden hierfür im hofeigenen Schlachthaus geschlachtet, das im Herbst 2001 in Betrieb genommen wurde. Auch die Vermarktung erfolgt ab Hof.

Werbung erfolgt hauptsächlich über Mundpropaganda, desweiteren gibt es einen Werbe-Schriftzug auf unserem Betriebs-Pickup und eine inzwischen recht umfangreiche eigene Homepage im Internet (www.ziegenhof-stumpf.de). Mehrfach wurde über unseren Betrieb in der Presse berichtet, zuletzt im Düsseldorfer Handelsblatt mit einem ganzseitigen Bericht in der Wochenendausgabe.

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