5. Interpretation der Ergebnisse und Diskussion
5.1. Auswahl der Nahrungspflanzen durch die Ziegen
Die Auswahl und Rangfolge der Nahrungspflanzen durch die Ziegen ist ganz wesentlich abhängig von deren Verfügbarkeit. Ziegen würden sicher gerne den halben Tag Laub und Rinde von Obstbäumen (v.a. Apfel und Zwetschge) fressen. Wenn im Gebiet aber nur etwa 20 und dazu kleine Apfelbäume vorhanden sind, kann das Laub von Apfelbäumen folglich keine große Rolle in der Ernährung der Tiere spielen.
Von den reichlich vorhandenen Nahrungspflanzen im Gebiet bevorzugen die Ziegen ganz eindeutig Brombeere, Eiche, Weide, Goldrute und Pfeifengras (in dieser Reihenfolge). Daß sich diese Präferenzen nicht genau so in der Rangfolge der Nahrung widerspiegeln, liegt entweder an der eingeschränkten jahreszeitlichen Verfügbarkeit (z.B. Pfeifengras) oder eben doch an Unterschieden in den vorhandenen Mengen (z.B. Eiche weniger als Traubenkirsche oder Birke).
Die hier dargestellten Rangfolgen sind ein Abbild der Vegetation im Untersuchungsjahr. Die Beweidung läuft bereits seit 1997, während die Untersuchungen vier Jahre später stattfanden. In dieser Zeit hat sich bereits ein Vegetationswandel vollzogen:
- große, ursprünglich vorhandene Goldruten-Felder sind fast völlig verschwunden - lediglich im Pi-Becken sind solche noch vorhanden, was sich in den Peaks im Diagramm dieser Art ausdrückt
- die Traubenkirsche ist als Stockausschlag nach Erstpflege in einem Teilgebiet im Winter 1999/2000 massenhaft vorhanden
- Eichen-Stockausschläge sind bereits überwiegend vernichtet, die unteren Äste von Eichen sind schnell kahlgefressen
- Zitterpappel wird nicht sonderlich gern gefressen, ist aber massenhaft als Wurzelbrut nach Erstpflege vorhanden und wird speziell gehütet
- der Faulbaum als besonders bevorzugte Art (Blätter und Rinde) ist bereits fast vollständig vernichtet
Auch im Vergleich zum darauffolgenden Jahr (2002) sind deutliche Unterschiede zu erkennen:
- in 2002 wird Brombeere zur Mangelware, da die Ziegen sie stark überweiden und damit dezimieren
- Pfeifengras geht in 2002 ebenfalls stärker zurück zugunsten von Straußgras, Haar-Schafschwingel, Pillen-Segge und Heidekraut
- Vorkommen von Weiden sind im Wesentlichen auf einen größeren Bestand beschränkt, der Rest ist überwiegend durch Beweidung verdrängt
- Eiche geht 2002 ebenfalls weiter zurück
- die Rangfolge verschiebt sich 2002 noch stärker zugunsten der Traubenkirsche (obwohl von der Präferenz der Ziegen her nur 3. Wahl) sowie zu diversen Süßgräsern
- 2002 ist ein starkes Eichel-Mastjahr, während es 2001 überhaupt keine Eicheln gab - ab Ende August ein Kraftfutter für die Ziegen
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