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© Bernd Franzen 2001-06

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CHRISTIAN BRÜNE¹, THOMAS STUMPF²
Beweidung von Heide- und Sandmagerrasenflächen durch Schafe und Ziegen
  
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Management der Landschaftspflege

Naturschutz und Umweltschutz haben in Deutschland eine große politische Bedeutung und die damit verbundenen Aktivitäten haben eine hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung (BUCHWALD 1994, NITSCHE 1988, NITSCHE und NITSCHE 1994, WOIKE und ZIMMERMANN 1997). Dies hat zur Folge, dass sich viele Vereine und Verbände sehr intensiv um den Naturschutz bemühen (RAHMANN 2004, SCHLOLAUT 1987). Darüber hinaus haben staatliche und halbstaatliche Organisationen Aufgaben im Naturschutz. Viele Naturschutzgebiete, wie auch die Wahner Heide, liegen auf einem Truppenübungsplatz. Hier reden in Fragen des Naturschutzes auch noch das Militär sowie der Eigentümer der Flächen mit.
Die Interessen der einzelnen Verbände, Organisationen und staatlichen Stellen sind sehr unterschiedlich. Es gibt große Konflikte und Interessenkollisionen. Für das Management der Landschaftspflege ist es daher äußerst wichtig, dass es eine Person gibt, die unterschiedliche Strömungen integriert und von allen akzeptiert wird. In der Wahner Heide managet ein Dipl.-Geograf den Naturschutz und die Landschaftspflege. Er ist ein sehr wichtiger Ansprechpartner für die Tierhalter.

Von größter Wichtigkeit ist die finanzielle Ausstattung der einzelnen Projekte. Tierhaltungen auf nährstoffarmen Flächen wurden aus Gründen der Wirtschaftlichkeit schon vor Jahrzehnten eingestellt und die für diese Flächen angepassten Schaf- und Rinderrassen sind nach wie vor vom Aussterben bedroht (POTT und HÜPPE 1994, RIEHL 1996, SAMBRAUS 1994). In normalen Schaf- und Ziegenhaltungen stehen die Produktionen von Milch, Fleisch und Wolle im Vordergrund (RAHMANN 2004, STRITTMATTER 1995). Beim Einsatz in der Landschaftspflege müssen die Tierhalter umdenken, denn die eigentlichen Produkte treten in den Hintergrund (BIEHLING 1998, LÖBER 1998, QUANZ und NEFF 1998). Die Aufgabe der Tiere in der Landschaftspflege ist letztlich das Verzehren von Gras, Kräutern und Blättern der Bäume. Diese Dienstleistung muss daher finanziell honoriert werden. In dem Bundesland Nordrhein-Westfalen wird nicht zuletzt aufgrund der "Rot-Grünen Regierung" der Vertragsnaturschutz großzügig honoriert. Je nach Qualität der Flächen wird die Landschaftspflege mit Schafen mit etwa 250 € je Hektar finanziell bezahlt. Der Flughafen Köln/Bonn, der sich mitten im Naturschutzgebiet der Wahner Heide befindet, muss bei allen Baumaßnahmen sogenannte Ausgleichsleistungen zahlen. Mit diesen werden auch die Tierhaltungen in der Wahner Heide finanziert.

In der Wahner Heide gibt es mit den Tierhaltern zwei unterschiedliche Vertragsformen. Die eine Ziegenherde gehört dem Mitautor dieses Beitrages, Thomas Stumpf. T. Stumpf arbeitet als selbständiger Unternehmer und erhält für seine Dienstleistung Zahlungen in Anlehnung an die eben genannten Summen.

Die gemischte Schaf- und Ziegenherde gehört dem Flughafen Köln/Bonn. Diese wird vom Rheinischen Schafzuchtverband treuhänderisch verwaltet. Der Schafzuchtverband hat die Herde seinerzeit wieder an einen Schäfer verpachtet, der sie wie ein selbständiger Unternehmer bewirtschaftet. Für seine Dienstleistungen erhält er ähnliche Zahlungen wie der Eigentümer der Ziegenherde.

Die Haltungsformen der Tiere sind unterschiedlich. Die reine Ziegenherde wird in den Monaten April bis November täglich gehütet und auch auf großen Koppeln gehalten. Nachts ist die Herde in einem Stall am Rande des Pflegegebietes. Die Koppelhaltung mit Ziegen wurde in den letzten Jahren notwendig, um die Ziegen vor den vielen Spaziergängern mit ihren Hunden zu schützen. Während der Wintermonate wird die Ziegenherde im Stall gehalten und es erfolgt während dieser Zeit die Ablammung. Die Ziegenlämmer werden mit etwa 1 Jahr geschlachtet. Neben dem Lammfleischverkauf spiel die Herstellung von Wurst eine große Rolle.

Die gemischte Schaf- und Ziegenherde wird im Rahmen einer Wanderschafhaltung betrieben. Die Herde weidet von April bis August im Pflegegebiet. Danach zieht die Herde in das angrenzende Ackerbaugebiet, um hier Ackerzwischenfrüchte und abgeerntete Rübenfelder zu nutzen. Von November bis Februar wird die Herde zur Pflege der Pferdeweiden auf dem angrenzenden Vollblutgestüt Röttgen eingesetzt. Von Mitte Februar bis Anfang April geht die Herde auf Wanderschaft durch das Grünlandgebiet der Milchviehhalter am Rande der Wahner Heide. Die Lammzeit ist im April. Ende August werden die Bocklämmer abgesetzt und zur Weitermast an einen anderen Betrieb verkauft. Während der Wanderschaft im Winter werden die Ziegen im Stall gehalten. Die Schafe kommen praktisch nie in den Stall.

In Nordrhein-Westfalen gibt es keine ursprünglichen Landschafrassen. Aus diesem Grunde müssen für Landschaftspflegemaßnahmen geeignete Schafe aus anderen Gebieten Deutschlands zugekauft werden. Je nach Qualität der zu pflegenden Flächen kommen unterschiedliche Schafrassen zum Einsatz. Sehr nährstoffarme Pflegeflächen wie die Wahner Heide können daher nur mit den genügsamen Grauen Gehörnten Heidschnucken gepflegt werden. Nährstoffreichere Flächen werden im Rheinland beispielsweise mit Bentheimer Landschafen oder Rhönschafen gepflegt.

Ziegenrassen zur Landschaftspflege gibt es in Deutschland nicht (RAHMANN 2004). 90% aller in Deutschland gehaltenen Ziegen stammen aus Milchrassen oder deren Kreuzungen. Diese Tiere sind in der Regel weniger an die Landschaftspflege auf nährstoffarmen Flächen angepasst als Landschafe. Aus diesem Grund besteht die Ziegenherde in der Wahner Heide aus einigen Milchziegen sowie Kreuzungen mit Burenziegen. Einziges Selektionsziel in dieser Herde ist die Eignung zur Haltung auf nährstoffarmen Flächen.

Der Aufbau der kleinen Ziegenherde, die mit Heidschnucken zusammen gehalten wird, gestaltete sich vor einigen Jahren einfach. Die landwirtschaftliche Fakultät der Universität Bonn züchtete seinerzeit im Rahmen eines Versuches Kreuzungen aus Milchziegen und Angoraziegen zur Wollproduktion. Aus diesem Versuch wurden 70 Tiere zugekauft. Nicht zuletzt aufgrund ihrer langen Haare können sie im Frühjahr und im Herbst gut ohne Stall gehalten werden. Da mit Beginn der beiden Projekte vor einigen Jahren alle Tiere aus verschiedenen Beständen zugekauft werden mussten, gab es sehr große Probleme. Bei den Schafen waren es die Moderhinke und die Paratuberkulose. Darüber hinaus litten über mehrere Jahre sowohl die Ziegen als auch die Schafe an Lippengrind. Heute werden die Herden geschlossen gehalten, so dass sich die Krankheiten in einem normalen Rahmen bewegen. Für die tiermedizinische Betreuung steht hervorragender Schafgesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer zur Verfügung.


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